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Herzogsterrassen (ehem. Menagerie der Karlslust)

Die Karlslust gehörte zur Gartenanlage des 1793 zerstörten Schlosses Karlsberg. Unter Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken gestaltet, umfasste sie einst Kaskaden, Volieren, die Schwanenweiher, verschiedene Pavillons sowie eine Menagerie. Ab 1778 entstand eine kreisrunde, von antiken Amphitheatern inspirierte Anlage, die heute unter dem Namen Bärenzwinger bekannt ist. Die angeblichen Bärenställe stellten sich jedoch als Volieren heraus.
Nach der Auflösung der Kasseler Menagerie unter Friedrich II. von Hessen-Kassel gelangten zahlreiche Tiere nach Schloss Karlsberg, worauf man ab 1786 den herzoglichen Zoo um eine Terrassenanlage erweiterte, die heute als Herzogsterrassen bekannt ist. Neben Bären zogen wohl auch exotische Tiere wie Affen, Dromedare und Löwen ein.
Ein historischer Gartenplan der Terrassenanlage ist nicht überliefert. LIDAR-Scans [4] und Geländeuntersuchungen zeigen, dass sie sich über etwa 100 Meter Breite und 185 Meter Länge erstreckt und eine Gesamtfläche von rund 18.500 m² (ca. 2,5 Fußballfelder) umfasst. Die Anlage ist weitgehend symmetrisch gestaltet, mit einer zentralen Achse, entlang der sich der heutige Weg zu einem Platz erstreckt (siehe Foto, denkmalgerecht neugestaltet) und die vermutlich als Haupterschließung diente. Sechs Abstufungen erstrecken sich von der obersten und größten Terrasse bis zur untersten über eine Höhe von etwa 8 Metern, mit jeweils ca. 1,3 Metern pro Stufe.
Die 2 x 7 Terrassen bildeten vermutlich die einzelnen Gehege und fielen in süd-südöstlicher Richtung zum Lambsbachtal hin ab. In einer Handwerkerrechnung ist von "14 Separationen in Carlslust" die Rede, was sich mit der Anordnung der Menagerieterrassen deckt.

Basierend auf Handwerkerrechnungen und den Memoiren Mannlichs (Generalbaudirektor des Herzogs und leitender Architekt auf dem Karlsberg) wurde eine Zeichnung angefertigt, die heute auf einer Infotafel zu sehen ist. Ihre historische Genauigkeit ist jedoch umstritten.

...und gleich nach dem Kaffee führte uns der Herzog wieder nach der Karlslust, wo ich den Rest seines präch­tigen Tierparks sah. Viele einstöckige Häuschen, durch Gitter vonein­ander getrennt, standen in gerader Reihe vor uns. Ihre geräumigen Einfriedungen, von breitem Wasserlauf durchzogen, verloren sich in einem schönen Buchenwald, und über ihnen spannte sich ein elf Fuß hohes Netz aus Garn oder Drahtgeflecht. Zur Winterszeit wurden diese kleinen Behausungen je nach dem Klima der Heimat ihrer ge­fiederten Bewohner von außen geheizt. Da stolzierten und plätscherten u. a. Truthähne, Hockos und ihre mannigfachen Abarten, Wasser­ Hühner der nördlichen und südlichen Regionen, die chinesische Knäckente mit ihrem farbenprächtigen Gefieder, die sich wie in voller Freiheit bewegte, Meertaucher und der Reiherarten bunte Schar; fremdländische Tauben, die Busfon nicht kannte, flatterten umher, und eine besondere Gattung von Raben mit hellbraunem Gefieder, gelbem Schnabel und ebensolchen Klauen; im übrigen krächzten und schritten sie wie die ge­meinen Raben. Ein elsässischer Edelmann, Herr v. Bergheim, hatte sie auf den Gipfeln der Vogesen gefangen, von denen sie, wie er be­hauptete, äußerst selten und nur in den strengsten Wintern hernieder­ kamen. Unweit davon erhob sich ein Gebäude, das wie ein antikes Amphitheater aussah und die Vierfüßler und Raubvögel beherbergte. Der Herzog führte uns flüchtig an allen Einzelkäfigen vorüber, nur jener mit den Affen hielt uns länger zurück: die Grimassen und Sprünge dieser Tiere, die hier wie in voller Freiheit von Ast zu Ast, von Baum zu Baum sprangen oder sich an ihren Schweifen hernieder­ baumeln ließen, vergnügten den Fürsten auf einige Augenblicke. Bei der Rückkehr zu unseren Wagen stießen wir auf eine Schar von Kra­nichen, Störchen, numidischen Jungfern usw. Ich gestehe, daß ich mit aufrichtigem Bedauern von diesem lebenden Naturalienkabinett schied. “ (Johann Christian von Mannlich, Lebenserinnerungen 1813–1818 [3])

Quellen:
Jutta Schwan: Studien zur Baugeschichte von Schloss Carlsberg
[3] Rokoko und Revolution 'Ein deutscher Maler und Hofmann', Lebenserinnerungen des Johann Christian von Mannlich 1741—1822, Nach der französischen Originalhandschrift herausgegeben von Eugen Stollreither, Sechstes Kapitel. Unter Karl II. August. 1776 bis 1793
Infotafel, Hörpfad Schloss Karlsberg, LIDAR-Scans, Besichtigung vor Ort
[4] LIDAR-DGM 1 © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2024, dl-de/by-2-0, lvermgeo.rlp.de, XYZ-Punktwolken mit Blender bearbeitet

Herzogsterrassen Wegerschließung mit Platz

Koordinaten (WGS 84):
N 49° 19.508', E 7° 23.413' (Grad, Dezimalminuten)
49.325140° 7.390220° (Dezimalgrad)

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Herzogsterrassen, Infotafel
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