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historische Kartographie

Projekt Historische Karten

Projektstart "Historische Karten"

Veröffentlicht: 09/2023 von Jens Klöckner

Historische Karten sind Karten, die Informationen über geografische Gebiete zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit darstellen. In den meisten Fällen handelt es sich um Rasterkarten bzw. digitalisierte Scans von Originalkarten aus dieser Zeit. Das Projekt “Historische Karten” beschäftigt sich mit dem GPS-Einsatz sowie der Visualisierung von diesen alten Karten.

Historische Kartenwerke | Messtischblätter | Software | geogr. Datenformate | Visualisierung |

Zweibrückische Landesaufnahme (1564) von Tilemann Stella (gemeinfrei)
Zweibrückische Landesaufnahme (1564) von Tilemann Stella (© gemeinfrei)

Historische Kartenwerke (Auswahl)

Die Georeferenzierungsgenauigkeit historischer oder antiker Karten variiert erheblich, hauptsächlich abhängig davon, ob die Karte auf einem geodätischen Referenzsystem, einer Projektion bzw. einer wissenschaftlich exakten Vermessung basiert. Am besten kann man die Genauigkeit prüfen indem man die historische Karte als halbtransparenten Layer über einem aktuellen Luftbild einblendet.

Landesaufnahme der Ämter Zweibrücken und Kirkel (1563/64)

Tilemann Stellas Landesaufnahme der Ämter Zweibrücken und Kirkel ist ein durch farbliche Gestaltung erstaunlich verständlich gestaltetes Kartenwerk, das nach magnetisch Nord ausgerichtet wurde. Vor allem Orte, Wälder und Gewässer sind vergleichsweise präzise eingezeichnet, Landmarken wie Kirchtürme können sogar mit modernen topographischen Karten zur Deckung gebracht werden.

Josephinische Landesaufnahme (1760-1780)

Die einzelnen Blätter weisen keine einheitliche vermessungstechnische Grundlage (keine Triangulation) auf und lassen sich daher nicht ohne weiteres zu größeren Einheiten zusammenfügen. Dennoch ist es möglich, insbesondere geometrische städtische Strukturen zu georeferenzieren, um historische Forschung und Analyse zu ermöglichen, wie dieses Beispiel zeigt:

Temeschwarer Banat (1769–1772) - Josephinische Landesaufnahme auf https://maps.arcanum.com

Cassini-Karte (1750-1815)

Die Cassini-Karte auch als 'Carte de Cassini' bekannt, war das erste Kartenwerk, das Frankreich auf Grundlage einer präzisen geodätischen Vermessung erstellte. Diese Karte deckt neben Frankreich auch große Teile des heutigen Saarlands sowie südöstliche Teile der Pfalz bis hin nach Karlsruhe ab.

Cassini-Karte auf GR-Atlas

Ferraris-Karte (1771-1777)

Die Ferraris-Karte umfasst 275 beeindruckend handkolorierte Blätter im Maßstab 1:11.520 und erstreckt sich über die heutigen Gebiete von Luxemburg und Wallonien. Aufgrund ihres militärischen Zwecks liegt der Schwerpunkt auf der präzisen Darstellung von Siedlungen und Verkehrswegen, einschließlich der Benennung von Wegen und Pfaden. Darüber hinaus sind wichtige Bauwerke wie Schlösser, Klöster, Kirchen und Kapellen sowie wirtschaftliche Infrastrukturen wie Kanäle, Mühlen und Eisenhütten aufgeführt. Eine bemerkenswerte Genauigkeit zeigt sich in einigen Bereichen, wenn die Karten mit aktuellen Luftbildern überlagert werden. Es ist jedoch zu beachten, dass die Karten im GR-Atlas nachträglich verzerrt kalibriert wurden, was in der Schrift erkennbar ist.

Ferraris-Karte auf GR-Atlas

Schmitt'sche Karte von Südwestdeutschland (ab 1797)

Die Schmitt'sche Karte von Südwestdeutschland ist ein militärisches Kartenwerk, das ab 1792 unter der Leitung von Heinrich von Schmitt im Auftrag des deutschen Kaisers Franz II. erstellt wurde. Dieses Kartenwerk bildete den Abschluss der Josephinischen Landesaufnahme.

Schmitt'sche Karte auf maps.arcanum.c

Preußische Uraufnahme (1830 - 1865)

Die Preußische Uraufnahme, die von 1830 bis 1865 durchgeführt wurde, führte zur Erstellung der Messtischblätter im Maßstab 1:25.000 (4 cm entsprachen 1 km).

Preußische Uraufnahme auf geoportal.rlp.de

Topographische Aufnahme der Pfalz (1836-1841)

Ein weiterer Meilenstein in Bezug auf Vermessungsgenauigkeit sind die 1:25.000 Originalpositionsblätter der pfälzischen Gebiete des ehemaligen Königreichs Bayern. Diese wurden hervorragend aufbereitet und von der 'Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz' als Open Data WMS (Web Map Service) zur Verfügung gestellt. Durch die Verwendung von Echtzeit-GPS-Positionierung ist es möglich, nach Hohlwegen, Gebäude-Relikten und sogar Grenzsteinen zu suchen. Die geschätzte Genauigkeit liegt dabei zwischen 5 und 50 Metern.

Top. Aufnahme der Pfalz auf geoportal.rlp.de

Preußische Neuaufnahme (1877 - 1915)

Die Preußische Neuaufnahme, die zwischen 1877 und 1915 durchgeführt wurde, war eine umfangreiche geodätisch-topografische Vermessung des preußischen Staatsgebiets. Die Ergebnisse dieser Vermessung bilden die Grundlage für die bis ins 21. Jahrhundert aktualisierten Messtischblätter.

Hist. Topo auf Satellitenbild
top. Aufnahme der pfälzischen Gebiete des ehem. Königreiches Bayern (1836 - 1841) © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2023 dl-de/by-2-0 www.lvermgeo.rlp.de [Daten bearbeitet]
Messtischblatt 6707, Saarbrücken, 1882
Meßtischblatt 6707, Saarbrücken, 1882
(© gemeinfrei)
zoom

Messtischblätter

Messtischblatt war in Deutschland die gebräuchliche Bezeichnung für topografische Karten im Maßstab 1:25.000. Die ersten Messtischblätter wurden während der Preußischen Neuaufnahme zwischen 1877 und 1915 erstellt und basierten auf den Urmesstischblättern der Preußischen Uraufnahme, die zwischen 1830 und 1865 erstellt wurden.

Historische Messtischblätter (TK25)

TK25-Karten

Die TK25-Karten (Topographische Karte 1:25.000) können als eine Fortführung der historischen Messtischblätter angesehen werden. Die Karten mit der klassischen, detaillierten Darstellung sind bei Wanderern immer noch sehr beliebt.

TK25 RLP historisch - Daten bis 2007

QGIS: Preußische Kartenaufnahme (1843-1878)
QGIS Screen:
Preußische Kartenaufnahme (1843-1878)
Lizenz: dl-de/by-2-0 (govdata.de/dl-de/by-2-0) / ©GeoBasis-DE / LVermGeoRP (2023), vermgeo.rlp.de WMS: https://www.geoportal.rlp.de/mapbender/php/wms.php
?layer_id=49366&VERSION=1.1.1
&withChilds=1&
[Daten bearbeitet]

auf OSM
Map data © OpenStreetMap and contributors CC-BY-SA
zoom

PC-Software

Um georeferenzierte historische Karten am PC (Windows, macOS, Linux) zu nutzen, reichen diese beiden kostenlosen Programme. Ich kann mir kaum ein Anwendungsgebiet vorstellen, das die äußerst leistungsfähige (wenn auch komplexe) Open-Source Geoinformationssystemsoftware QGIS nicht abdecken würde.

  • QGIS (WMS, WMTS, GeoTIFF, KMZ Overlays)
  • Google Earth (KMZ-Overlays, WMS)

GPS-/Karten-Apps

Wenn historische Karten eine ähnliche Genauigkeit wie aktuelle OSM-Karten oder Luftbilder aufweisen, können sie als (halbtransparente) Layer angezeigt werden. Dies ermöglicht es, die Live-GPS-Position auf der alten Karte zu verfolgen. Insbesondere bei Stadttouren bietet dies ein faszinierendes Erlebnis. Darüber hinaus sind historische Kartenwerke (vorzugsweise als WMS/WMTS-Layer) äußerst nützlich bei der Suche nach Ruinen, Gebäuderelikten oder Hohlwegen. Auf Android-Tablets und -Smartphones bietet Locus Map die umfassendsten Möglichkeiten für diese Anwendungen.

GPS-Position auf WMS Layer (Android-App Locus Map classic)
GPS-Position auf WMS Layer top. Aufnahme der pfälzischen Gebiete [1] (Android-App Locus Map classic)

Geographische Datenformate

WMS steht für Web Map Service. Es handelt sich um einen standardisierten Webkartendienst im Bereich der Geodaten und Kartographie, der es ermöglicht, geografische Karten, einschließlich historischer Rasterkarten, über das Internet bereitzustellen und abzurufen. Beispiel-URL (top. Aufnahme der Pfalz 1836-1841):
https://www.geoportal.rlp.de/mapbender/php/wms.php
?layer_id=49363&REQUEST=GetCapabilities
&VERSION=1.1.1&SERVICE=WMS&withChilds=1

WMTS bzw. der Web Map Tile Service stellt vorab gerenderte Kacheln (Tiles) von geografischen Karten bereit. Diese Kacheln werden in verschiedenen Zoomstufen und als statische Bilder über das Internet bereitgestellt. WMTS ist im Vergleich zu WMS schneller, jedoch weniger dynamisch. Beide Dienste können per URL in Tools wie QGIS oder Locus Map eingebunden werden oder direkt im Webbrowser betrachtet werden.

TMS bzw. Tile Map Service ist eine Spezifikation für gekachelte Webkarten, die erstmals ab 2006 von der Open Source Geospatial Foundation entwickelt wurde. TMS wird am häufigsten von Web-Mapping-Clients wie OpenLayers oder Leaflet unterstützt.

KMZ wurde für Google Earth entwickelt und ist eine komprimierte bzw. gezippte KML-Datei (Keyhole Markup Language) mit zusätzlichen Bilddateien.
KMZ-Dateien kommen meist als georeferenzierte Rasterkarten-Overlays zum Einsatz, auf unterschiedlichen Apps und Systemen: Garmin Geräte/Basecamp, Locus Map, Gaia GPS. Das Format KMZ ist weniger geeignet, um größere Kartensätze darzustellen.

GeoTIFF (Geographic Tagged Image File Format) ist ein Dateiformat für georeferenzierte Rasterbilder. Eine GIS-Software wie QGIS oder Global Mapper ermöglicht die präzise Positionierung von GeoTIFF-Rasterbildern in einem geografischen Koordinatensystem und deren Überlagerung mit anderen geografischen Daten. Um GeoTIFFs in GPS-Apps wie Locus Map oder Gaia GPS zu nutzen, kann es erforderlich sein, sie in ein KMZ-Format zu konvertieren.

Video-Visualisierung einer topographischen Aufnahme aus dem 19. Jhd.


Urheber: Jens Klöckner | MEDIA-TOURS.DE
View/Download:
[.mp4 Video | Full HD 1920 × 1080]
[.mp4 Video | qHD 960x540]

[1] Kartenquelle: Originalpositionsblätter 1:25 000 der topographischen Aufnahme der pfälzischen Gebiete des ehem. Königreiches Bayern (1836 - 1841) ©GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2023 dl-de/by-2-0 www.lvermgeo.rlp.de [Daten bearbeitet]

Links: Software und Quellen

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