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Garmin Outdoor GPS

Garmin eTrex SE

Garmin eTrex SE

Der eTrex SE wird zwar als Einsteiger-GPS beworben, diesem Anspruch wird er jedoch nicht in allen Punkten gerecht. Vielmehr richtet sich das Gerät an Puristen und erfahrene Anwender, die ein spezialisiertes und preiswertes Outdoor-GPS mit herausragender Akkulaufzeit, hoher Genauigkeit und bewusst einfacher, kartenloser Darstellung schätzen. Wer vom älteren eTrex oder einem GPSMAP-Gerät umsteigt, sollte sich vorab mit einigen der teils kuriosen Eigenheiten dieses Navis vertraut machen.

Geräte-Typ: Garmin Outdoor-GPS / Allrounder / Handgerät / Tastengerät
Markteinführung: Q1 2023
Preis: ca. 120,- Euro (Neupreis)
Gewicht: 157 g
Abmessungen: 6.1 x 10 x 3.3 cm (BxHxT)
Display: 2.2 Zoll | 3.3 x 4.4 cm, 240 x 320 Pixel (BxH)
transflektiv, monochrom

Speicher und Funktionen

Interner Speicher: 28 MB | MicroSD Slot

Die Speicherkapazität von nur 28 MB ohne MicroSD-Erweiterung ist weder ein Witz noch ein Schreibfehler. Zwar reicht dieser Speicherplatz für viele Aktivitäten und das Speichern von Track-Etappen aus, doch im Jahr 2025 ist es schwer nachvollziehbar, warum Garmin auf so einen minimalen Speicher setzt.

Betriebsdauer: max. 168 h (Herstellerangabe) | ca. 67 - 84 h (realistischer Wert, variiert nach Nutzungsintensität/Beleuchtung)
Akku wechselbar | Akkus im Gerät laden
Die Akkulaufzeit des Garmin eTrex SE ist ein echtes Herausstellungsmerkmal. Im normalen GPS-Modus hält das Gerät mit zwei AA-Batterien laut Hersteller bis zu 168 Stunden durch, im sparsamen Expeditionsmodus vermutlich noch deutlich länger. In der Praxis sind natürlich Akku-Kapazität, Temperatur, Beleuchtung und GNSS-Aktivierung ausschlaggebend. Fakt ist jedoch, dass der SE sehr wenig Strom benötigt. Praktisch ist zudem, dass das Gerät mit handelsüblichen AA-Akkus oder Batterien betrieben wird. Die Akkus können jedoch nicht im Gerät geladen werden, und der USB-C Anschluss, der geschützt unter dem Batteriedeckel liegt, dient nur der Datenübertragung zum PC.

Wegpunkte: 1000 |

Akkuwechsel
Akku int. laden
MicroSD Slot
GPX kopierbar
Elekt. Kompass
Barom. Höhenmesser
Kamera
Rasterkarten
Papierlos Geocaching
Luftlinienrouting / Peilung
Punkt zu Punkt (offroad Route)
Strecken
Benutzerprofile
Connect IQ (Komoot)
Explore App (Bluetooth)
Herz- und Trittfrequenz (Sensor koppeln)
Herzfrequenzmessung (Sensor integriert)

Eignung und Bewertung

Bedienbarkeit/Handling
Menüführung
Die Bedienung erfolgt über seitlich angebrachte Hardwaretasten, komplett ohne Touchscreen, ähnlich wie beim 'Ur-eTrex' Anfang der 2000er Jahre. Das erfordert vor allem für Umsteiger etwas Übung. Der eTrex SE lässt sich auch mit Handschuhen problemlos bedienen. Die fünf Tasten sind griffig, besitzen eine angenehme Größe und einen klar definierten Druckpunkt. An der linken Gehäuseseite befinden sich die Tasten zum Navigieren nach oben und unten, rechts liegen die OK- und Zurück-Taste. Die Powertaste ist in die Gehäuseoberseite eingelassen. Im Praxistest haben sich vor allem die Direktzugriffe als besonders nützlich erwiesen: Ein langer Druck auf die OK-Taste markiert sofort einen Wegpunkt, ein längeres Drücken der Zurück-Taste öffnet die Widget-Übersicht mit Kompass, Sonnenstand und Wetter, und über die Powertaste lässt sich durch längeres Drücken das Schnellzugriffsmenü aufrufen. Ich persönlich bevorzuge – vermutlich aus Gewohnheit – die durchdachte Tastenbedienung der GPSMAP-Serie oder den Joystick des eTrex 32x. Die manuelle Eingabe von Koordinaten gelingt beim eTrex SE zwar einfacher als bei vielen anderen reinen Tastenmodellen, erreicht jedoch nicht ganz die Bedienfreundlichkeit eines Touchscreen-Geräts wie dem Dakota.
Die Menüführung wirkt moderner, aber allzu intuitiv oder logisch finde ich den Aufbau nicht. Einstellungen lassen sich übrigens auch per Garmin Connect App über ein gekoppeltes Smartphone vornehmen.


eTrexe der letzten 25 Jahre: eTrex H, Vista C HCX, touch, 32x, SE

Display Größe
Ablesbarkeit
Ich mag monochrome Screens: Das transflektive Schwarz-Weiß-MIP-Display (Memory-In-Pixel) ist von Natur aus kontrastreich und unter verschiedensten Bedingungen (bei direkter Sonne sowieso) hervorragend ablesbar. Die zusätzliche, fein justierbare Beleuchtung ist im Freien meist nicht notwendig. Es scheint, dass keine Graustufen dargestellt werden, also nur Pixel an (schwarz) oder aus (weiß), was natürlich besonders stromsparend ist. Eine OSM- oder Garmin-Vektorkarte ließe sich, soweit ich das beurteilen kann, ohne Graustufen gar nicht sinnvoll in Schwarz-Weiß hinterlegen. Letztendlich wurde die Karte wohl der exzellenten Ablesbarkeit und der langen Akkulaufzeit geopfert;-)

In der Mittagssonne ist die Ablesbarkeit trotz des kleinen Displays grandios. Dank reduzierter Darstellung fallen die 2,2 Zoll nicht negativ auf.

GPS-Empfang/Genauigkeit
Guter Empfang, ideal auch als GPS Logger. GNSS (GPS, GLONASS, Galileo, BeiDou und QZSS) wird unterstützt, allerdings ist der SE nicht multibandfähig. Wenn der Fokus auf Stromsparen liegt, arbeitet das Gerät auch allein mit dem US NAVSTAR System.

Handlichkeit (Größe/Form/Gewicht):
Outdoor-Tauglichkeit (Robustheit)
Verarbeitung
Garmin-typisch ist das Gerät sehr solide verarbeitet, mit chemisch gehärtetem Glas und nach IPX7-Standard wasserdicht. Der Kleine liegt gut in der Hand, allerdings stört die Radhalterungsschiene, was zudem ungünstig ist, wenn das Gerät flach liegt, zum Beispiel als Kompass auf einer Papierkarte. Beim Dakota war das handschmeichlerischer gelöst.

Funktionen/Zubehör/Software
Heutzutage muss man froh sein, wenn die Ur-GPS-Funktionen Trackaufzeichnung, Trackback, das Markieren von Positionen als Wegpunkte, Luftlinien-Peilung zum Zielpunkt noch makellos funktionieren obwohl mittlerweile alles nur noch als Strecken oder Aktivitäten gehandhabt wird.
ABER ACHTUNG: Der eTrex beherrscht als erstes Outdoor-Garmin-Handgerät KEINE Punkt zu Punkt Navigation, also KEINE direkte Offroad-Route. Die Angabe auf der Garmin Seite ist einfach falsch. Ich hatte dies in der ersten Version des Tests auch falsch kommuniziert. Zwar werden GPX-Routen im GPX-Ordner auf dem Gerät auch als solche erkannt, aber die Navigation erfolgt wie bei einer Strecke. Routen im Newfiles Ordner, per Basecamp übertragene oder unter explore.garmin.com erstellte direkte Routen werden auf dem Gerät als Strecken angezeigt. UND NEIN: die Linie zwischen den Routenpunkten ist NICHT die zu gehende oder zu fahrende Strecke!

Ein Software-Update ist entweder über Garmin Express am PC oder per Bluetooth über Garmin Connect bzw. Garmin Explore auf dem Smartphone möglich. Über BaseCamp funktioniert das Firmware-Update nicht mehr, was auch bedeutet, dass für Updates zwingend ein Garmin-Konto erforderlich ist.

Externe Sensoren können nicht verbunden werden – weder per ANT+ noch per Bluetooth, welches ausschließlich für die Smartphone-Verbindung per Explore-App dient. Sensoren wie Herzfrequenz-, Trittfrequenz-, Geschwindigkeits- oder Temperatursensoren werden demnach nicht unterstützt.

Präziser digitaler Kompass und barometrischer Höhenmesser sind vorhanden. Eine Karte sowie autarke Routenberechnungen fehlen jedoch. Das Gerät ist insgesamt auf die Bluetooth-Konnektivität mit der Garmin Explore Smartphone-App ausgelegt, unterstützt jedoch keine Komoot-Synchronisation über Garmin Connect IQ.

Eignung:

Wandern
Expeditionen
Geocaching
Tourenrad
Mountainbike
Rennrad
Fitness/Training

Wem außer Puristen lässt sich dieses Gerät eigentlich empfehlen? Für den alltäglichen Gebrauch auf dem Fahrrad oder zu Fuß ist es ungeeignet. Sinnvoll ist es hingegen beim Geocaching, bei der Pilz- oder Grenzsteinsuche, beim Backpacking oder für Offgrid-Aktivitäten mit längeren Aufenthalten in der Natur – etwa bei Etappenwanderungen mit präziser Vorplanung. Empfehlenswert ist es auch für alle, die (sofern es sie noch gibt) mit Papierkarte, GPS und Kompass parallel arbeiten. Kartenspezifische Funktionen wie Wegpunkt-Projektion und UTM-Koordinateneingabe sind verfügbar. Auch Peilen und Los bzw. Richtung sperren ist möglich.

Kartenmaterial

Vorinstallierte Detail-Karten
Satelliten-/Rasterkarten tauglich

Das Fehlen einer Vektorkarte ist eine direkte Konsequenz des Gerätekonzepts – insbesondere im Hinblick auf Akku, Display und Speicher. Eine Kartendarstellung lässt sich auch nicht nachträglich in Form einzelner Kacheln ergänzen, wie es beim eTrex 10 noch möglich war. Ohne Karte sind daher weder POIs noch kleinere Orte auf dem Gerät verzeichnet, und auch eine klassische Routenplanung als Folge von Punkten/POIs ist nicht möglich.

GPX-Datenübertragung und Synchronisation

Hier zunächst die grundlegenden Fakten zur Übertragung von GPX-Daten auf den eTrex SE. Dabei spielt es keine Rolle, ob die GPX-Datei aus einer Kartensoftware oder einem Online-Routenplaner exportiert wurde oder ob sie von einem Tourenportal bzw. Reiseanbieter stammt.

  • Per USB-Kabel am PC in den jeweiligen Garmin Ordner aufs GPS-Gerät kopieren, oder auch per USB-OTG am Phone.
    • Garmin/GPX: GPX-Dateien bleiben im Originalzustand erhalten und sind auf dem Gerät unter Hauptmenü > GPX aufrufbar.
    • Garmin/NewFiles: GPX-Dateien werden automatisch in Courses/Strecken und Wegpunkte/Locations umgewandelt; die Originaldateien werden gelöscht. Achtung: Die Daten werden zwar synchronisiert, aber keiner Sammlung hinzugefügt, dies kann über die Explore App erfolgen.
  • Über Garmin BaseCamp: (traditionelle Garmin PC-Kartensoftware)
    • Wegpunkte und Tracks können direkt an das Gerät gesendet werden. Die Daten landen im Ordner Garmin/NewFiles. Achtung: Die Daten werden nach der Übertragung zwar synchronisiert, jedoch nicht automatisch einer Sammlung hinzugefügt. Auch haben die Ordner in Garmin BaseCamp keinerlei Bezug zu den Sammlungen in der Explore App.“
  • Per Bluetooth / Garmin Explore App:
    • lade per Smartphone-Browser einen GPX-Track oder Wegpunkt herunter und öffne sie in der 'Garmin Explore App'. Dort lässt sich über das Menü › Los > Gerät wählen direkt eine Navigation auf dem eTrex starten.
    • Falls eine GPX-Datei mehrere Elemente wie Tracks und Wegpunkte enthält, wird sie als Sammlung interpretiert. In diesem Fall ist es sinnvoll, unter Geräte > Synchronisierungseinstellungen gezielt nur diese Sammlung zur Synchronisation auszuwählen.
  • GPX-Import am PC (Browser):
    • Über explore.garmin.com können GPX-Dateien importiert und anschließend per Synchronisation vom Smartphone auf den eTrex übertragen werden. Achtung: Der eTrex SE muss dafür zwingend über die Garmin Connect- bzw. Explore App mit dem Smartphone gekoppelt sein, und das Smartphone benötigt eine aktive Internetverbindung.

      Bei mehreren GPX-Dateien oder vielen Elementen in einer Datei sollte man unbedingt vorab eine eigene Sammlung erstellen, der man die Dateien anschließend zuordnet. Daten importieren (oben rechts) > Importierte Elemente vorhandenen Sammlungen hinzufügen > Häkchen bei Sammlung setzen > weiter. Achtung: Es kann jeweils nur eine GPX-Datei ausgewählt werden – bei mehreren Dateien muss der Vorgang entsprechend mehrfach wiederholt werden. Danach muss alles synchronisiert werden. Abzuraten ist von der automatischen Synchronisation zwischen mehreren Garmin-Geräten und der Cloud– also dem vollständigen Datenabgleich aller Inhalte, einschließlich Aktivitäten. Das kann vor allem bei größeren Datenmengen problematisch werden. Denn wie wir wissen, stehen auf dem SE nur etwa 22 Megabyte Speicher zur Verfügung.

Auffällig ist die Trennung zwischen den klassischen Wegpunkten, Routen und Tracks im GPX-Ordner des Geräts und den Sammlungen von Wegpunkten, Aktivitäten und Strecken in der 'Garmin Explore Cloud'. Verwirrung ist da fast vorprogrammiert. Immerhin lässt sich auf dem PC ein Planungstool der Wahl nutzen – etwa Basecamp oder QMapShack – und die GPX-Daten können anschließend per USB in den Ordner 'Garmin/GPX' auf dem Gerät kopiert werden. Dieser Ordner wird nicht online synchronisiert und erscheint auf dem eTrex SE auch als eigener Menüpunkt mit der Bezeichnung 'GPX'.

PC-Kartensoftware-Oldschooler können ihre GPX-Daten exportieren und anschließend in den GPX-Ordner kopieren. In BaseCamp geplante Routen, die den exakten Streckenverlauf beschreiben, sollten immer in einen Track umgewandelt werden. Nur dieser ist auf dem eTrex SE als Strecke nutzbar. Wird die Route nicht umgewandelt, landen lediglich die per gerader Linie verbundenen Wegpunkte als Strecke auf dem Gerät. Die Neuberechnung einer Route ist auf dem Gerät natürlich nicht möglich.

Modelle der Serie

SE, Solar

Fazit

Gesamtbewertung
7/10

Dieses Gerät zu bewerten fällt mir schwer, da es extreme Gegensätze vereint. Einerseits überzeugt es mit puristischen Qualitäten sowie hervorragender Ablesbarkeit und Akkulaufzeit. Andererseits sind das vollständige Fehlen von Vektorkarten (dies kann ich akzeptieren weil es die logische Konsequenz aus SW-Display und Akkulaufzeit ist), die Fehlinterpretation der 'Punkt zu Punkt Route' und vor allem der absurd geringe interne Speicher kaum akzeptabel. Wer dieses günstige Gerät kauft, sollte sich dieser Kompromisse bewusst sein und es nur wählen, wenn die genannten Stärken absolut im Vordergrund stehen. Für Einsteiger, Umsteiger vom eTrex 32, Offroad-Routenplaner oder Nutzer, die an Smartphone-Apps wie Komoot gewöhnt sind, ist es hingegen kaum geeignet. Einen weiteren Pluspunkt gibt es am Ende doch noch: Der eTrex SE macht durchaus Spaß und kann als Ergänzung zum Smartphone sinnvoll sein. In der Praxis greife ich am Ende aber lieber zur Fenix am Handgelenk – als ein zweites Gerät in der Tasche herumzutragen.

Hinweis:
Alle Bewertungen sind das Resultat aus eigener Erfahrung sowie aus unseren GPS-Kursen.
Die technischen Werte beziehen sich auf Angaben des Herstellers.